Schirmherr der Barmer Bach-Tage: Stefan Heucke
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Zum Programm:
Eines der besonderen Kennzeichen des nachmaligen Thomaskantors Johann Sebastian Bachs (1685-1750) war sein Bestreben, sich in musikalischen und theologischen Belangen umfassend ausbilden zu lassen und selbst auszubilden. Dieser in Anekdoten niedergeschlagener Prozess endet nicht mit dem Eintritt in die diversen beruflichen Anstellungen nach 1700.
Im Gegenteil:
Dieser Vorgang bestimmt sein ganzes Leben und ist idiomatisch für die Vielgestalt seines gesamten Schaffens. Auch macht ihn dieses Angetriebensein zu einer Ausnahmeerscheinung … [ weiterlesen » ]
von Matthias Lotzmann
Die Beendigung der Einsamkeit
Eine der gravierenden Zeitenwenden in der abendländischen europäischen Kulturgeschichte ereignet sich um das Jahr 1600. Für nicht wenige markiert diese Wende zugleich das Ende eines Mittelalters, welches in weiten Teilen gar nicht von der Finsternis beherrscht war. Das entscheidende Kriterium dieses Wandels ist das Ende des einsamen Gedankens. Der Mensch beginnt, ausgelöst durch die Renaissance, eine dialogische Existenz zu führen, … [ weiterlesen » ]
Matthias Weckmann (1621-1674)
Fantasia ex D / primi toni pedaliter
Fuga ex D / primi toni pedaliter
Delphin Strunck (1601-1694)
Ich hab‘ mein Sach‘ Gott heimgestellt
Auff 2 Clavier, 4 Variationes
Dietrich Buxtehude (1637-1707)
Ciaccona in c BuxWV 159
Johann Steffens (1560-1616)
Ach Gott, vom Himmel sieh darein
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Ach Gott vom Himmel sieh darein BWV 741
Nicolaus Bruhns (1665-1697)
Präludium in G
Christian Geist (um 1640-1711)
Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr‘
Johann Sebastian Bach
Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr‘ BWV 715
Johann Sebastian Bach
Fantasie G-Dur BWV 572
(Pièce d’Orgue)
Très vitement – Grave – Lentement
Dietrich Buxtehude
Ein feste Burg ist unser Gott BuxWV 184
Johann Sebastian Bach
Ein feste Burg ist unser Gott
à 3 claviers et pédale BWV 720
Johann Sebastian Bach
Präludium und Fuge in G BWV 541
Johann Friedrich Fasch (1688-1758)
Ouvertüren-Suite A-Dur
für 2 Oboen, 2 Fagotte, Violine, Streicher und Basso continuo
Ouvertüre – Air – Gavotte 1 alternativement – Gavotte 2 –
Air andante – Bourée – Menuet 1 – Menuet 2 – Menuet 3
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Brandenburgisches Konzert Nr. 6 B-Dur
BWV 1051
Allegro – Adagio ma non tanto – Allegro
für zwei Violen da braccio, zwei Violen da gamba und Basso continuo
Johann Sebastian Bach
Ouvertüre C-Dur
BWV 1066
für 2 Oboen, Fagott, Streicher und Basso continuo
Ouvertüre – Courante – Gavotte I – Gavotte II – Forlane –
Menuet I – Menuet II – Boureé I – Boureé II – Passepied I – Passepied II
Wuppertaler Barocksolisten
Mario Topper, Oboe I - Federico Forla, Oboe II – Hanne Feldhaus, Fagott I – Katrin Steinfeld, Fagott II – Karin Leister, Violne solo - Natascha Lenhartz, Violine I – Angel Munovella, Violine II/Viola II – Hulda Knobloch, Viola I Gudrun Fuss, Viola da gamba I – Harun Ikeda, Viola da gamba II – Anne Habermann, Barockcello – Young Hun Kim, Kontrabass – Kaung-Ae Lee, Cembalo
Matthias Lotzmann, Leitung
Die beiden Komponisten, von deren Musik der heutige Abend geprägt ist, standen in einer engen beruflichen, aber vor allem in einer vertrauensvollen Verbindung zueinander. Dies zu erwähnen ist auch heutzutage noch geboten, wurden die beiden doch lange Zeit als Konkurrenten betrachtet, und als es um die Besetzung des Thomaskantorates 1723 ging, als erbitterte Gegner beschrieben, deren Mentalität und deren Art, ihren Beruf auszuüben keinerlei Berührungspunkte hatten. Ersterem möchte ich nicht widersprechen…
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Triosonate C-Dur
BWV 1037
für zwei Violinen und Basso continuo
Adagio – Alla breve – Largo - Gigue
Georg Philipp Telemann (1681-1767)
Ach Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn
(Psalm 6)
für Alt, zwei Violinen und Basso continuo
TWV 7:1
Johann Sebastian Bach
Bekennen will ich seinen Namen
BWV 200
für Alt-Solo, zwei Violinen und Basso continuo
Johann Sebastian Bach
Triosonate G-Dur
BWV 1039
für zwei Violinen und Basso continuo
Heike Bader, Alt
Karin Leister, Violine II/II
Malina Manchewa, Violine II/I
Gudrun Fuß, Viola da gamba
Wuppertaler Barocksolisten
Matthias Lotzmann, Leitung und Cembalo
Johann Adam Reincken (1623-1722)
Toccata in g “plein jeu”
Matthias Weckmann (um 1617-1674)
Canzon ex G
Johann Jacob Froberger
Capriccio II ex g
FbWV 508
Johann Kuhnau (1660-1722)
Musicalische Vorstellung
Einiger Biblischer Historien
Suonata prima (1709)
Der Streit zwischen David und Goliath
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Toccata d-moll
BWV 913
Louis Marchand (1669-1732)
Chaconne in d
avec quatre couplets
aus dem premier livre de pièces de clavicen (1699)
Gottlob Harrer (1703-1755)
Suonata per il Cembalo in D
Entrata - Pollacchina
Johann Sebastian Bach
Englische Suite g-moll
BWV 808
Prélude – Allemande – Courante – Sarabande – Gavotte I – Gavotte II – Gigue
Dieses Cembalo ist ein Musikinstrument, das in der Region seinesgleichen sucht. Es ist der handwerklich detailgetreu gefertigte Nachbau einer berühmten historischen Referenz: Das zweimanualige flämische Instrument des Johann Ruckers aus dem Jahr 1624, petit ravalement um 1700.
Der bezeichnende Zusatz petit ravalement zeigt an, dass dieses ursprünglich typisch flämische Instruments um das Jahr 1700 erweitert bzw. modifiziert, quasi europa-tauglich gemacht wurde.
Denn die musikalischen Ansprüche der Komponisten hatten sich im Laufe des 17. Jahrhunderts verändert, die technischen Anforderungen an die Instrumente waren gestiegen. Die großen europäischen Musikregionen Frankreich, Flamen und die vielen besonderen deutschen Lande standen hinsichtlich ihrer Strahlkraft gleichwertig nebeneinander und begannen, sich vor allem in Deutschland und hier insbesondere im Werk Johann Sebastian Bachs wechselseitig zu durchdringen. (Es war das wesentliche Kennzeichen des deutschen Stils.) Durch diverse „petit“ Eingriffe konnte so diesen spezifischen Ansprüchen genüge getan werden.
Sowohl die französische Literatur (z.B. von Francois Couperin „le grand“) als auch die sich erst nach 1700 entfaltenden deutsche Musik (z.B. Johann Sebastian Bachs) konnten so optimal dargestellt werden. Dieses europäisierte flämische Ruckers petit ravalement steht somit gleichwertig neben den deutschen Instrumenten der Cembalobauer Michael Mietke, Christian Vater und Christian Zell.
Die technischen Eigenschaften des Instrumentes sind:
Tonumfang GG, AA - d'''
8', 4', 8' Lautenzug, Schiebekoppel, Transponierung 440 Hz/415 Hz
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Ouvertüre h-moll BWV 1067
für Flauto traverso, Streicher und Basso continuo
Ouvertüre – Rondeau – Sarabande – Boureé I –
Boureé II – Polonaise – Double – Menuett - Badinerie
Alessandro Marcello (1673-1747)
Konzert für Oboe und Streicher, B.c.
(Urfassung c-moll)
Allegro moderato – Adagio – Allegro
Johann Sebastian Bach
Brandenburgische Konzert D-Dur BWV 1050
für Flauto traverso, Violine principale, Cembalo concertanto, Streicher
Allegro – Affetuoso - Allegro
Wuppertaler Barocksolisten
Julia Belitz, Barockoboe solo – Annie Laflamme, Flauto traverso – Karin Leister, Violine I – Natascha Lenhartz, Violine II – Hulda Knobloch, Viola – Anne Habermann, Barockcello – YoungHun Kim, Kontrabass –Kaung-Ae Lee, Cembalo
Matthias Lotzmann, Leitung
Antoine Forqueray (1672–1745)
4 Pièces de violle Allemande – La girouette – Muzette – Bransle
Marin Marais (1656–1728)
Suite D-Dur aus 'Pièces a une et a deux violes, Premier Livre', Paris 1686
Georg Philipp Telemann (1681-1767)
Fantasien Nr. 4 und 5 aus 'Fantasies pour la Basse de Violle', Hamburg, 1735
Johann Sebastian Bach (1685–1750)
Suite Nr. 5 'discordable' BWV 1011
Prélude–Allemande–Courante–Sarabande–Gavotte I und II–Gigue aus ‘6 Suites à Violoncello solo senza basso
Marin Marais (1656-1728) war der Sologambist des Sonnenkönigs. Erst als die Barockzeit ausgeklungen war, haben auch die Franzosen ihr "königliches" Instrument - die Viola da Gamba - zugunsten des lautstärkeren Violoncellos aufgegeben. Im ausgehenden 17. Jahrhundert sprach man nicht mehr von einem spezifisch 'Französischen Stil', da sich dieser zunehmend in den vorherrschenden 'Italienischen Stil' intergriert hatte. Im Gegensatz zum sechszehn Jahre jüngeren Antoine Forqueray (1671-1745) ließ sich Marais von dieser Entwicklung nicht beeinflussen, sondern schrieb eine Musik, welche sich an den Werken seines Vorbilds und Lehrmeisters Jean-Baptiste Lully (1632-1687) orientierte.
Mit mehr als sechstausend überlieferte Kompositionen ist Georg Philipp Telemanns (1681-1767) Werk nicht zu fassen. Es streckt sich über alle Gattungen und Stilrichtungen. Telemann ist der produktivste - und wohl auch unüberschaubarste Komponist der Musikgeschichte. 1721 wurde er Kirchenmusikdirektor in Hamburg. 1735 veröffentlichte er dort 72 Fantasien für Soloinstrumente; 36 für Cembalo und je 12 für Violine, Flöte und Gambe. Die Gambenfantasien galten als verschollen bis sie 2015 wiederentdeckt wurden.
In Johann Sebastian Bachs (1685-1750) um 1720 entstandenen Solowerken für Streicher kommen vielfältige Einflüsse und Stilarten des Barock zum Ausdruck: freie Präludien, französische Ouvertüren, Fugen, Toccaten und diverse Tanzformen im italienischen und französischen Stil. Bach hat vermutlich diese Sammlung in Weimar um 1715 zu komponieren bgonnen und erst 10 Jahre später in Leipzig abgeschlossen. Die konkrete Feststellung des Instrumentariums ist heute schwer nachzuvollziehen, da sich in dieser Zeit die Gruppe des "kleinen Bassinstruments" veränderte und Bach häufig verschiedene Violoncelli gleichzeitig einsetzte.
(*1960) war in seiner Heimatstadt Malmö Schüler von Guido Vecchi, und war als Orchestermusiker an der Barcelona Oper und als Solocellist der Göteborger Oper tätig, sowie, nach Studien bei Thomas Demenga an der Musik-Akademie Basel, als Solocellist der Camerata Bern. Als er 1995 den Orchesterberuf verließ, beschäftigte er sich zuerst v.a. mit zeitgenössischer Musik. Kontakte und Zusammenarbeit mit Kirchenmusikern führten ihn zur Alten Musik und zur historischen Aufführungspraxis. Neben Solokonzerten ist er auch Mitglied der Ensemble der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde in Berlin-Lankwitz. Er spielt ein fünfsaitiges Barockcello, gebaut von Louis Guersan (Paris, 1756).
Johann Sebastian Bach
(1685-1750)
Fantasie C-Dur BWV 573
Als 12 Takte umfassendes Fragment erhalten, von Wolfgang Stockmeier (1931–2015) im Sinne Bachs um 95 Takte erweitert zu einem Concerto-grosso-Hauptsatz
Johann Sebastian Bach
Drei Choralvorspiele aus der Neumeister-Sammlung,
benannt nach dem Bad Homburger Organisten Johann Gottfried Neumeister und
wiedergefunden 1984 von Christoph Wolff in der Yale University, New Haven (USA)
Jesu, meine Freude BWV 1105
Herzlich lieb hab ich dich, o Herr BWV 1115
Ich hab mein Sach Gott heimgestellt BWV 1113
Edvard Grieg (1843–1907)
Drei Fugen im barocken Stil, komponiert 1861/62 am Leipziger Konservatorium in der Meisterklasse Moritz Hauptmanns, des siebten Bach-Nachfolgers als Thomaskantor.
Fuga a 2 v C-Dur EG 186 a
Fuga a 3 v G-Dur EG 186 d
Introductio et Fuga a 4 v C-Dur EG 186 c
Kjell Mørk Karlsen (*1947)
Introduktion und Passacaglia über B-A-C-H op. 202
(gewidmet Joachim Dorfmüller und den Barmer Bach-Tagen)
Johann Sebastian Bach
Toccata und Fuge d-Moll BWV 565